Du spürst plötzlich, dass etwas in der Firma irgendwas nicht stimmt. Die Stimmung ist anders, Budgetposten werden zusammengestrichen oder verschwinden ganz, ausscheidende Kolleg:innen werden nicht mehr ersetzt und deine Führungsperson wirkt angespannt.
Kurz: Stellenabbau liegt in der Luft. Was nun?
In diesem Blogbeitrag erfährst du, woran du die Gefahr eines drohenden Stellenabbaus erkennst, wie du dich konkret vorbereitest und reagierst, damit du handlungsfähig bleibst, dabei nicht panisch wirst, sondern clever agierst.
1) Woran erkennst du, dass ein Stellenabbau droht?
Es gibt sehr viele Anzeichen, die darauf hindeuten, dass es deiner Firma nicht gut geht und die Gründe für dein schlechtes Gefühl sein können. Sie finden sich an so vielen unterschiedlichen Stellen im Unternehmen, dass es manchmal kaum auffällt.
Oft sagen mir meine Kund:innen, dass sie rückblickend die Zeichen hätten früher erkennen können. Aber du musst sie auch erstmal wahrnehmen und in einen Zusammenhang bringen.
Wichtig: Einzelne Signale sind kein Beweis für einen drohenden Stellenabbau, aber mehrere Signale zusammen sind ein deutliches Warnzeichen.
Aus meiner Sicht solltest du besonders auf folgende Anzeichen und Muster achten:
- Umsatzeinbrüche, Gewinnrückgang, Auftragsstornierungen
- Einschränkungen bei Dienstreisen
- Einschränkungen bei Weiterbildungsmaßnahmen
- Reduzierung der Belegschaft und damit der Personalkosten durch Einstellungsstopp, Zeitarbeitskräfte werden abgemeldet, ausscheidende Kolleg:innen nicht ersetzt, Mitarbeitende am Ende der Probezeit nicht dauerhaft übernommen, Auszubildende nach der Ausbildung nicht weiterbeschäftigt
- Budgets werden eingeschränkt oder gar gestrichen
- Projekte werden verschoben, Prioritäten ändern sich ganz plötzlich
- Umstrukturierungen werden angekündigt, Standorte geschlossen
- Controlling Aktivitäten werden verstärkt
- Geheime Treffen des Managements außerhalb der Firma
- Betriebs- oder Personalräte treffen sich plötzlich ungewöhnlich häufig
- Wichtige Personen um Unternehmen verlassen dieses plötzlich
Wie gesagt, jedes einzelne Phänomen für sich kann viele Gründe haben. Vielleicht war die Leistung des einen Auszubildenen nicht gut und er wurde deswegen nicht übernommen. Aber dass alle Auszubildenen nicht gut genug waren, um eine Zukunft innerhalb der Firma zu haben, wäre eher ungewöhnlich.
Und sicherlich kündigt auch mal ein absoluter Key-Player deiner Firma, vielleicht kann sich die Person anderswo besser weiterentwickeln und den nächsten Karriereschritt gehen. Wenn jedoch in kurzer Zeit mehrere Personen das Unternehmen verlassen, die eine zentrale Rolle spielen, wird das Gründe haben.
Schau also, ob du weitere Anzeichen entdecken kannst und Runde dein Bild ab.
Bei großen Unternehmen, die gewissen Berichtspflichten unterliegen, können auch öffentliche Negativmeldungen ein Signal sein, zum Beispiel schlechte Quartalszahlen über mehrere Quartale hinweg oder ein stark sinkender Aktienkurs, soweit es sich um ein börsennotiertes Unternehmen handelt.
Achte auch besonders auf das Verhalten deiner Führungsperson. Wenn sie plötzlich ihr Verhalten ändert, frage dich, was steckt dahinter? Wenn also weniger Kommunikation stattfindet, deine Aufgaben plötzlich jemand anders übernimmt oder du nicht mehr in Entscheidungen eingebunden wirst, geh dem nach.
2) Wie gehst du vor, wenn du einen Stellenabbau befürchtest?
Das Wichtigste: keine Panik! Spekuliere nicht wild herum, sammle Fakten und runde dein Bild Stück für Stück ab.
Prüfe deine Wahrnehmungen, schreibe dir auf, was du beobachtest. Sprich auch mit Kolleg:innen und frage, wie sie die Situation wahrnehmen, aber achte darauf keine Gerüchte zu streuen. Konzentriere dich auf beobachtbare, belegbare Informationen.
Wenn sich dein Eindruck erhärtet, dass etwas nicht stimmt, sprich mit deiner Führungsperson. Berichte offen, was du wahrnimmst und sage ihr, wie du die Situation einschätzt. Sprich deine Sorgen und Befürchtungen an und bitte deine Führungsperson um eine klare Antwort.
Du könntest dein Gespräch zum Beispiel so eröffnen: „Ich habe mitbekommen, dass es Änderungen in der Abteilung gibt. Folgendes habe ich beobachtet / wahrgenommen … Wie schätzt du die Situation für unser Team in den nächsten Monaten ein?“ — neutral, informiert, nicht panisch.
Doch sei nicht enttäuscht, wenn du keine befriedigenden Antworten bekommst. Es kann sein, dass deine Führungskraft nichts weiß und genauso im Nebel stapft wie du. Genauso kann es auch sein, dass sie noch nicht darüber reden darf. Das kann je nach Unternehmenskultur durchaus vorkommen.
Sprich frühzeitig mit deiner Partner:in über deine Wahrnehmungen, Sorgen und Befürchtungen. Sollte es zu einem Stellenabbau kommen, ist dein familiäres Umfeld möglicherweise genauso betroffen. Da ist es nur fair und hilfreich, sie frühzeitig mit einzubeziehen und transparent zu kommunizieren, was dich gerade bewegt.
3) Wenn es ernst wird, sei vorbereitet.
Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass deine Stelle wegfällt und du das Unternehmen verlassen sollst, ist das sicher ein harter Schlag.
Nach meiner Erfahrung kommen dann schnell Gefühle von Wut, Trauer und Angst auf. Diese sind zwar absolut berechtigt, hindern dich aber trotzdem daran, im entscheidenden Moment die richtigen Schritte zu unternehmen.
Daher ist es hilfreich, es nicht persönlich zu nehmen, Selbstzweifel sind hinderlich, Frust bringt dich auch nicht weiter. Bereite dich stattdessen vor.
Ein Segler auf dem offenen Meer bereitet sich vor, wenn ein Sturm im Wetterbericht angekündigt wird, nicht erst wenn er schon aufzieht. Gut vorbereitet, kann das Boot einen Sturm abwettern und gut überstehen.
Was du konkret unternehmen kannst, um dich vorzubereiten:
- Dokumentiere deine Arbeit, sammle Erfolge, Kennzahlen, Projektbeschreibungen – das hilft dir bei Verhandlungen oder Bewerbungen.
- Führe ein Erfolgstagebuch: Was ist mir im Job gut gelungen, was kann ich gut und was mache ich gerne? Das hilft dir später bei der Suche nach einer neuen Aufgabe.
- Überprüfe deinen Arbeitsvertrag und interne Regelungen – wie sieht deine Kündigungsfrist konkret aus, was steht im Tarifvertrag, in Betriebsvereinbarungen etc.? – Kenne deine Möglichkeiten und Rechte.
- Überlege dir, ob du in dem Unternehmen bleiben möchtest, oder ob es nicht sowieso Zeit für eine Veränderung ist. Du kannst dem Sturm vielleicht auch ausweichen und einen anderen Kurs segeln.
- Wenn du nicht bleiben möchtest, gibt es vom Arbeitgebenden vielleicht ein attraktives Angebot, welches dir den Abschied leichter macht.
- Wenn du bleiben willst, prüfe auch, ob es intern andere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Nicht immer ist das ganze Unternehmen von Problemen betroffen und es gibt noch sichere Häfen.
- Mach einen Kassensturz, beziehe deine Partnerin / deinen Partner mit ein – was sind eure Fixkosten, wo könnt ihr evtl. sparen? Schau dir an, was du an Arbeitslosengeld bekommen würdest, lass dich ggf. beraten.
- Bereite dich auf eine Bewerbungsphase vor, bring also deinen Lebenslauf auf den aktuellsten Stand, schau dir auch dein XING- und dein LinkedIn Profil an.
- Beginne damit, dich in deinem Netzwerk umzuhören und auf alternative Jobs zu achten. Du kannst vertraute Personen auch gezielt bitten, sich für dich umzuhören.
- Überlege, wie du bei einer Sozialauswahl vermutlich da stehen würdest. Dabei unterstützen dich Fachleute, die sich mit Arbeitsrecht auskennen. Das kann zum Beispiel auch der Betriebsrat im Unternehmen sein.
4) Es kommt zum Jobverlust – das solltest du beachten:
Wenn du in Gesprächen mit dem Verlust deines Arbeitsplatzes konfrontierst wirst, bewahre Ruhe und handle überlegt.
Unterschreibe keinesfalls übereilt irgendwelche Dokumente. Arbeitgeber mögen schnelle Unterschriften und manche nutzen es aus, dich überrumpelt zu haben.
Lies dir Angebote und Vergleichs- oder Aufhebungsverträge sehr genau durch, bitte um ausreichend Bedenkzeit, diese sollte mindestens drei bis fünf Tage betragen und hol dir ggf. fachlich versierte Unterstützung.
So lange eine Kündigung nicht ausgesprochen ist besteht oft noch etwas Spielraum. Insbesondere Aufhebungsvereinbarungen und Abfindungen sind meist verhandelbar. Vielleicht kannst du Zeit gewinnen oder auch mehr Geld für dich rausholen. Hier kann ein Profi wertvolle Unterstützung leisten. Und es muss nicht unbedingt sofort ein Fachanwalt für Arbeitsrecht sein.
Hast du eine Kündigung erhalten, lass sie umgehend rechtlich prüfen. Auch hier ist ein Profi hilfreich. Wenn du dich für eine Kündigungsschutzklage entscheidest musst du dies innerhalb einer Frist von drei Wochen nach Zugang der schriftlichen Kündigung erledigen und Klage beim Arbeitsgericht erheben (§ 4 Kündigungsschutzgesetz (KSchG)).
Vergiss auch nicht, dich rechtzeitig bei der Agentur für Arbeit arbeitsuchend zu melden. Eine Arbeitsuchendmeldung bei der ist spätestens 3 Monate vor dem Ende deines Arbeitsverhältnisses erforderlich. Erfährst du erst weniger als drei Monate vor dem Beendigungsdatum von einem Ausscheiden, so muss die Meldung unverzüglich, das heißt innerhalb von 3 Arbeitstagen erfolgen. Versäumst du die Fristen, können dir dadurch Nachteile entstehen. Die Meldung sollte so früh wie möglich erfolgen, die Agentur für Arbeit möchte dich so frühzeitig wie möglich bei deiner Jobsuche unterstützen. Sobald du eine Kündigung erhältst, solltest du dich also dort melden.
Fazit
Stellenabbau ist stressig und ein Jobverlust immer doof. Aber selten kommt er völlig überraschend für die Firma – achte auf Anzeichen eines drohenden Stellenabbaus.
Wer jetzt strategisch handelt, hat deutlich bessere Karten: mehr Kontrolle über die eigene Zukunft, bessere Verhandlungsposition und schnellere Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.
Fang heute mit den drei wichtigsten Dingen an: Informationen sammeln, kümmere dich um deine Absicherung (finanziell & administrativ) und dein Netzwerk.
Du findest in meinen anderen Blogbeiträgen wichtige Tipps und Tricks rund um das Thema Bewerben. Lies zum Beispiel hier, wie du einen maschinenlesbaren Lebenslauf erstellst oder wie du XING und LinkedIn für deine Bewerbungskampagne nutzen kannst.
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Verfasst / Aktualisiert am:
21.10.2025
Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns