Warum du in der Jobsuche weder einen perfekten Plan noch kopfloses Handeln brauchst …
Es gibt Bilder, die bleiben hängen, obwohl sie auf den ersten Blick simpel wirken. So wie das Bild zu diesem Beitrag, das ich vor ein paar Tagen zufällig so ähnlich in meinem Feed sah. Zwei Leitern: die eine ist krumm und schief zusammengezimmert, voller Querbretter, die scheinbar willkürlich befestigt wurden, die andere ist scheinbar perfekt geplant, glatt, sauber, die Sprossen liegen ordentlich daneben am Boden – aber nix ist fertig.
Und während die Erbauer:in der linken Leiter ihr Ziel vielleicht schon längst erreicht hat, nicht schön aber eben erreicht, steht der Erbauer der rechten Leiter noch am Anfang. Über dem Bild stand der Satz: „Messy action beats perfect planning.“
Ein Satz, der zum Nachdenken anregt. Und einer, der im Kontext der Jobsuche eine enorme Bedeutung hat. Doch je länger ich darüber grübelte, desto mehr regte sich in mir Widerspruch. Denn genauso wie perfektionistisches Planen dich lähmen kann, kann unüberlegtes Handeln die Situation nicht besser, sondern manchmal sogar komplizierter machen.
Gerade in der beruflichen Neuorientierung begegnen mir beide Extreme regelmäßig. Auf der einen Seite Menschen, die voller Ideen sind, fleißig planen, aber keinen Schritt gehen und auf der anderen Seite Menschen, die hastig Schritte gehen, die sie später mühsam wieder rückgängig machen müssen. Daher sage ich ganz klar: Weder das eine noch das andere ist mit Absolutheit korrekt. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte, in der Balance zwischen den beiden Extremen.
Warum perfektes Planen oft zur Falle wird
Wenn du einen neuen Job suchst, ist Planung wichtig. Keine Frage. Du brauchst ein Ziel, eine Struktur, ein Verständnis davon, wohin du willst und wie du dorthin kommen kannst. Denn, wer nicht weiß, in welchen Hafen er segeln möchte, für den ist kein Wind der richtige. Doch nach meiner Erfahrung verwechseln viele Menschen Planung mit Vorbereitung auf Unfehlbarkeit.
Vielleicht kennst du das:
- Du feilst stundenlang an deinem Lebenslauf.
- Du überarbeitest dein LinkedIn-Profil immer wieder.
- Du möchtest die perfekte Formulierung, das perfekte Anschreiben, die perfekte Strategie.
Und während du alles perfekter machst, passiert etwas Fatales: Du kommst nicht ins Handeln. Keine einzige Bewerbung verlässt das Haus.
Perfektion ist eine elegante Form der Prokrastination. Sie lässt dich beschäftigt wirken, hält dich aber davon ab, echte Schritte zu gehen. Wenn du Tage oder Wochen, ja manchmal Monate, damit verbringst, deine Unterlagen „bereitzumachen“, entgeht dir möglicherweise die Stelle, die heute schon passen würde.
Im Bild ist die „perfekt geplante“ Leiter stabil, ordentlich, sauber. Aber sie ist nicht nutzbar. Die Sprossen liegen noch am Boden. Alles ist vorbereitet, aber nichts ist fertig. Das ist die Gefahr perfektionistischer Planung: Du bleibst stecken.
Warum blinder Aktionismus genauso problematisch ist
Das andere Extrem sieht erst einmal ganz anders aus. Hier wird gehandelt! Schnell, spontan, impulsiv. Bewerbungen werden rausgeschickt, bevor Klarheit über das eigene Profil und Ziel besteht. Gespräche werden geführt, ohne vorher zu reflektieren, ob die Stelle oder das Unternehmen überhaupt zu dir und den eigenen Bedürfnissen passt.
Manchmal wirkt es, als wäre jede Bewegung besser als keine. Doch das stimmt nur teilweise. Denn „messy action“ wird dann gefährlich, wenn sie nicht nur unordentlich, sondern unbewusst ist. Du kannst dich genauso gut verzetteln wie stagnieren.
Menschen, die kopflos handeln, müssen später oft die Scherben zusammenklauben. Zu viele Bewerbungen in Richtungen, die nicht passen; Zusagen, die nicht zum Leben passen; Frustration, weil der Prozess unsystematisch und erschöpfend wird.
Ich erlebe immer wieder, dass Bewerbende viele Bewerbungen geschrieben haben und sich darüber beklagen, dass sie nie zu einem Gespräch eingeladen werden. Wenn wir dann gemeinsam die bisherigen Bewerbungen analysieren, stellen sie fest, dass sie sich auf Stellen beworben haben, die gut klingen, aber nicht gut passen. Oft sind die Unterlagen nicht gut, zum Beispiel stelle ich oft fest, dass Lebensläufe nicht maschinenlesbar gestaltet wurden. Die Lebensläufe sehen gut aus, aber sie sind nicht gut.
Die krumm zusammengezimmerte Leiter im Bild zeigt das: Sie funktioniert, irgendwie. Aber sie ist mühsam zu erklimmen. Manche Sprossen sind schief, manche schlecht befestigt. Sie trägt, aber sie trägt nicht weit und du kannst bei jeder Sprosse abrutschen. Auch hier zeigt das Bild etwas Wesentliches: Nur handeln ist nicht genug.
Die Lösung liegt nicht im Extrem, sondern im Zwischenton
Die Frage ist also:
- Wie kommst du ins Handeln, ohne kopflos zu springen?
- Und wie planst du sinnvoll, ohne dich zu verlieren?
Die Antwort ist ein bewusster Mittelweg, bei dem du …
- genug planst, um Orientierung zu haben,
- aber früh genug handelst, um Momentum aufzubauen,
- und regelmäßig korrigierst, statt perfektionistisch zu verharren oder planlos voranzupreschen.
Eine gute Jobsuche ist ein lebendiger Prozess. Kein starres Projekt und keine spontane Hauruck-Aktion. Sie entsteht im Wechselspiel aus Planen -> Handeln -> Reflektieren -> Lernen -> Anpassen. Und dann wieder von vorne. Stell dir das als einen andauernden Kreislauf vor.
Das Pareto-Prinzip: 80 % sind oft genug
An dieser Stelle kommt ein Prinzip ins Spiel, das für die Jobsuche ganz besonders hilfreich ist: das Pareto-Prinzip. Es besagt vereinfacht: 80 % der Ergebnisse lassen sich mit 20 % des Aufwandes erzielen. Das bedeutet auch: Die letzten 20 %, die du benötigst, um etwas perfekt zu machen, kosten am meisten Energie und bringen im Verhältnis am wenigsten zusätzlichen Nutzen.
Auf die Jobsuche übertragen heißt das:
- Dein Lebenslauf muss klar, professionell und vollständig sein. Aber nicht in jedem Satz literarisch perfekt.
- Dein LinkedIn- oder XING-Profil muss aktuell, strukturiert und stimmig sein. Aber nicht hundert Prozent optimiert.
- Deine Vorstellung von deinem nächsten Job muss ausreichend konkret sein. Aber nicht vollständig ausformuliert, bevor du dich bewirbst.
80 % Vorbereitung reichen aus, um sinnvoll loszugehen. Die restlichen 20 % kannst du im Prozess klären. Denn viele Antworten bekommst du erst, wenn du mit Menschen sprichst, Stellen prüfst, Gespräche führst.
Handeln bringt Erkenntnis. Erkenntnis bringt Klarheit. Klarheit verbessert dein Handeln. Ein Kreislauf, der erst beginnt, wenn du startest.
Warum der erste Schritt oft der wichtigste ist
Eine der wichtigsten Erkenntnisse in der beruflichen Neuorientierung ist: Bewegung erzeugt mehr Klarheit als Nachdenken. Nicht, weil Denken unwichtig wäre. Im Gegenteil, weil manche Fragen erst beantwortet werden können, wenn du in Kontakt mit der Realität kommst.
Du erkennst oft erst im Bewerbungsprozess, …
- welche Stellen wirklich zu dir passen,
- welche Anforderungen dich tatsächlich ansprechen,
- wie du im Gespräch wirkst,
- welche Aufgaben dich begeistern oder abschrecken,
- welche Arbeitgeberkultur dich stärkt oder einengt.
Das kannst du vorher nur theoretisch antizipieren. Aber im echten Austausch wird es konkret.
Stell dir vor, du möchtest schwimmen lernen. Du kannst Bücher lesen, Videos schauen, Bewegungsabläufe studieren, aber irgendwann musst du ins Wasser. Und erst dort merkst du, was funktioniert. Die Jobsuche funktioniert ähnlich.
„Messy“ darf sein – aber strukturiert messy
Der Begriff „messy action“ bedeutet nicht Chaos. Er bedeutet: Handeln, obwohl noch nicht alles perfekt ist. Es bedeutet nicht, ohne Plan zu springen, sondern mit einem guten Plan zu starten, der dich in die Lage versetzt den entscheidenden nächsten Schritt zu gehen.
Ein strukturierter Anfang kann zum Beispiel so aussehen:
- Du definierst ein grobes berufliches Ziel. Keine hochpräzise Jobbeschreibung, ein klares Richtungsgefühl reicht.
- Du bringst deine Unterlagen auf einen soliden Stand. Keine Perfektion, aber professionelle Lesbarkeit, für Mensch und Maschine.
- Du legst klar fest, wie viele Bewerbungen du pro Woche verschicken willst. Eine einfache Routine bringt dich in Bewegung.
- Du reflektierst einmal pro Woche: Was hat funktioniert? Was nicht? Was lernst du daraus? So entwickelst du Schritt für Schritt einen besseren Plan.
Das ist strukturierte, lernorientierte Handlung. Und sie ist wesentlich kraftvoller als perfektes Planen oder kopfloses Agieren.
Warum die Balance dir langfristig Sicherheit gibt
Sicherheit entsteht nicht durch endlose Vorbereitung. Sicherheit entsteht auch nicht durch spontanes Losrennen.
Sicherheit entsteht durch konsequentes Tun, durch die Erfahrung, dass du navigieren kannst, auch wenn der Weg Unklarheiten enthält.
Je mehr Schritte du gehst, desto besser wirst du darin, deinen Weg zu erkennen. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto klarer wirst du in deinen Entscheidungen. Und je klarer du wirst, desto gezielter kannst du handeln.
Das Bild zeigt zwei Leitern: eine geplante, aber unvollendete und eine improvisierte, aber funktionierende. Die eigentliche Botschaft liegt zwischen ihnen. Die perfekte Leiter bringt dich nicht hoch, solange sie unvollständig bleibt. Die improvisierte Leiter bringt dich zwar nach oben, aber nicht unbedingt dorthin, wo du hinwillst.
Die Kunst besteht darin, eine gut gebaute, aber „lebendige“ Leiter zu bauen: stabil genug, um dich zu tragen, flexibel genug, um angepasst zu werden, und früh genug nutzbar, damit du ins Tun kommst.
Fazit: Der beste Moment zum Starten ist nicht „perfekt“, der beste Moment ist genau jetzt!
Wenn du in der beruflichen Neuorientierung feststeckst, sei es im Perfektionismus oder im blinden Aktionismus, dann erinnere dich an die beiden Leitern. Die eine wird nie fertig. Die andere ist zwar schnell einsatzbereit, aber nicht wirklich stabil.
Deine eigene Leiter darf anders aussehen.
- Sie darf gut geplant sein, aber sie muss auch gebaut werden.
- Sie darf schnell gebaut sein, aber sie darf auch angepasst werden.
Perfektion ist kein Ziel.
- Handeln ist der Anfang.
- Lernen ist der Weg.
Und das Zusammenspiel aus beidem bringt dich dorthin, wo du wirklich hinwillst.
Du suchst jemanden, mit dem du deine Situation teilen kannst und der dir hilft, ins Handeln zu kommen?
Dann buch dir hier einen Termin für ein kostenloses Telefonat mit mir.
Gemeinsam finden wir heraus, wie du deine Ziele erreichen kannst.
Verfasst / Aktualisiert am:
16. Dezember 2025
Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns