Es kann nicht immer alles Hygge sein
Im heutigen Beitrag geht es um eine wirklich schöne Besonderheit Dänemarks und deine persönliche Weiterentwicklung. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, liest du hier.
Wer mich etwas besser kennt, weiß vielleicht auch, dass ich ein großer Fan der nordischen Länder bin. Unser nächster nordischer Nachbar, Dänemark, war dieses Jahr mal wieder Ziel meines Sommerurlaubs. Und so bin ich auch wieder mit der dänischen Besonderheit der „Hygge“ in Berührung gekommen.
Was ist „Hygge“?
„Hygge ist ein Kernbestandteil der dänischen Tradition und Lebensweise. Im Wesentlichen bedeutet es eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens zusammen mit lieben Leuten genießt.“ so schreibt Visit Denmark über Hygge. Dabei bedeutet Hygge für jeden im Alltag und der praktischen Umsetzung etwas anderes. Während die Einen sich Hygge nicht ohne Tee oder Kaffee, ein Stück Kuchen und Kerzen (ja, sogar im Sommer) vorstellen können, bedeutet es für andere bei einem guten Essen gemütlich beieinander zu sitzen, oder mit einem Glas Wein am Stand den Sonnenuntergang schauen. Und auch diese unterschiedliche Auslegung von Hygge ist selber Teil von Hygge, nach dem Motto leben und leben lassen. Im Kern aber geht es immer um Wohlfühlen und Gemütlichkeit.
Was hat das mit deinem Arbeitsleben und deiner Weiterentwicklung zu tun?
Die meisten Menschen fühlen sich am Arbeitsplatz sehr wohl, wenn es ruhiger und gemütlicher zugeht, wenn Anforderungen überschaubar sind und Aufgaben lösbar erscheinen. Nette Kolleginnen und Kollegen bilden ein tolles Team, in dem du dich gut aufgehoben fühlst und gemeinsam gute Arbeit leisten kannst. Eben, wenn der Arbeitsplatz auch eine „hyggelige“ Atmosphäre bietet.
Dagegen ist im Grunde auch nichts einzuwenden. Sich in einer Komfort-Zone zu befinden, hat eben den Vorteil, dass du diesen Komfort auch genießen kannst. Wer sich in seiner individuellen Komfort-Zone befindet, hat keinen Stress, hat das Gefühl alles im Griff zu haben, eben Kontrolle zu haben und das wiederum führt in der Regel auch dazu, zufrieden mit sich und den Ergebnissen der eigenen Arbeit zu sein.
Zumindest für eine gewisse Zeit hält diese Zufriedenheit meist zuverlässig an. Trotzdem birgt diese „Hygge“ auch Risiken und Gefahren. Zum einen kann dir irgendwann langweilig werden, wenn du dich immer nur in deiner Komfort-Zone bewegst. Auf Dauer fehlt der Reiz des Neuen, die Herausforderung. Manche empfinden früher so als andere. Wenn dein Job dir dann keine neuen Anforderungen bietet, kann das sogar bis zum Bore-Out gehen, dem Gegenstück zum Burn-Out.
Und wieder andere sind aus unterschiedlichen Gründen sehr zufrieden, wenn sie diesen Zustand der „Hygge“ erreicht haben und möglichst lange aufrechterhalten können. Hier besteht eher das Risiko, dass durch äußere Faktoren der Zustand der „Hygge“ gefährdet wird. Solch ein externer Faktor kann eine Krise im Unternehmen sein, eine anstehende Restrukturierung, neue Führungspersonen oder auch neue Mitarbeitende im Team. Die Komfort-Zone wird durchgerüttelt.
Auf der einen Seite kann so ein Arbeiten in der Komfort-Zone also sehr schön sein und auf der anderen Seite eben auch langweilig oder gestört werden.
Eins ist meiner Erfahrung nach jedoch in jedem Fall so: in der Komfort-Zone findet keine Weiterentwicklung statt.
Also raus aus der Komfort-Zone?
Ich sage ja, unbedingt. Zum einen zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass es für unser individuelles Glücksempfinden wichtig ist, sich immer wieder weiterzuentwickeln, neue Erfahrungen zu machen und Neues zu lernen. Zum anderen dreht sich die Welt weiter und im Sinne unserer eigenen Beschäftigungsfähigkeit sind wir alle gut beraten, mit den Entwicklungen der Arbeitswelt Schritt zu halten.
Als ich ins Berufsleben eintrat, spielten Computer noch keine große Rolle, heute gehört die Bedienung eines Computers zu den absolut notwendigen Grundfähigkeiten eines jeden Arbeitnehmenden. Es gibt kaum noch Arbeitsplätze, an denen ich gar nichts mit Computern zu tun habe. Abgesehen davon haben wir alle einen kleinen Computer in der Hosentasche, das Mobiltelefon. Was vor einigen Jahren der Computer war, ist heute Künstliche Intelligenz. KI ist in aller Munde und verändert gerade mit großer Macht die Arbeitswelt. Noch nicht in allen Berufsfeldern und an allen Arbeitsplätzen, aber KI ist wie das Internet und die Computer gekommen um zu bleiben und geht uns alle an.
Hygge vs. Stress – oder wie verlasse ich meine Komfort-Zone, ohne in Panik zu geraten?
Die eigene Komfort-Zone zu verlassen fällt vielen Menschen schwer. Es bedeutet gewohntes Gebiet zu verlassen und sich mit Unbekanntem zu befassen. Das kann Stress auslösen, bis hin zur Panik, wie wir oben schon gesehen haben. Wenn es trotzdem gut für mich ist und vielleicht auch notwendig, wie verhindere ich dann Stress und verlasse trotzdem meine Komfort-Zone?
Stellt dir deine eigene Komfort-Zone als einen Kreis vor, in dem du dich befindest, dein individueller Hygge-Kreis. Alles außerhalb dieses Hygge-Kreises ist neu und unbekannt.
Nun stell dir um deinen Hygge-Kreis einen weiteren Kreis vor. In einem wissenschaftlich anerkannten Modell wird er die Stretching-Zone genannt.
Auch dieser Kreis ist wieder von einem weiteren großen Kreis umgeben, der Stress-Zone. Manche nennen sie auch Panik-Zone.
Das Modell besteht also zunächst einmal aus drei Kreisen, der individuellen Komfort-Zone, also deinem Hygge-Kreis, der Stretching-Zone und da drumherum liegt die Stress- oder Panik-Zone.
Was diese drei voneinander unterscheidet, ist der Grad der Herausforderung, die dort auf dich wartet. Während du dich in deinem Hygge-Kreis gut auskennst und sehr wohlfühlst, aber nichts Neues mehr erfahren und lernen kannst, beinhalten die beiden anderen Kreise oder Zonen neue Erfahrungen und Lernchancen.
In der Stretching-Zone sind es im Gegensatz zur Stress- oder Panik-Zone jedoch solche Herausforderungen, die dich nicht gleich überfordern und großen Stress oder gar Panik auslösen. Sie sind für dich also noch beherrschbar.
Weiterentwicklung gelingt nach meiner Erfahrung gut, wenn wir bereit sind, die Komfort-Zone zu verlassen und nicht gleich in die Panik-Zone eintauchen. Stell dir vor, du bist noch nie getaucht, hast noch nie die Luft länger als 10 Sekunden angehalten. Nun sollst du sofort ein enges Rohr von 25 Metern Länge durchtauchen. Kannst da das, traust du dir das zu? Wie fühlt sich das an, wenn du daran denkst? Und jetzt stell dir vor, du machst deine ersten Tauchversuche in einem Schwimmbecken, in dem du stehen kannst, in dem du jederzeit auftauchen und Luft holen kannst. Wie fühlt sich das an, wenn du daran denkst?
Wahrscheinlich wirst du dich, wie die meisten deutlich wohler fühlen, wenn du erstmal in einem Schwimmbecken das Tauchen üben kannst. Vielleicht gehörst du aber auch zu denen, die eine 25 Meter Röhre reizt und dabei nicht gleich an Atemnot und beklemmende Angst denken.
Was wir hier sehen ist, die Größe der drei Zonen ist für jeden unterschiedlich. Was für dich normal und „hygge“ ist, kann für andere schon fordernd sein oder gar Stress bedeuten.
Ich erlebe das bei meinen Kund:innen auch jedes Mal unterschiedlich. Wer sich an mich wendet, sucht Unterstützung bei der Bewältigung beruflicher Krisen, ist also meist schon nicht mehr im eigenen Hygge-Kreis unterwegs. Für den einen ist die Vorstellung sich bewerben zu müssen schon echt anstrengend, oder das bevorstehende Gespräch mit der Agentur für Arbeit. Für jemand anderes beginnt der Stress nach der zwanzigsten Absage oder bei dem Gedanken an eine Selbständigkeit.
Fazit
Hygge ist auch wichtig, gerade im Urlaub. Aber Weiterentwicklung findet da statt, wo du über deine Grenzen hinausgehst. Die Kunst einer gelungenen Weiterentwicklung besteht darin, die Größe der Schritte weise zu wählen.
Groß genug, um wirklich voranzukommen und etwas Neues zu lernen, Zufriedenheit daraus zu ziehen. Aber eben nicht so groß, dass es gleich ab in die Panik-Zone geht und das Leben mit dir Schlitten fährt.
Und mit Blick auf die sich ständig weiterentwickelnde Arbeitswelt bleibt mir nur festzuhalten, dass es aus meiner Sicht absolut wichtig ist, seine Komfort-Zone hin und wieder zu verlassen und Neues zu wagen, Neues zu lernen.
Du investierst in deine eigene Beschäftigungsfähigkeit und das hilft dir langfristig sehr, am Arbeitsplatz nicht plötzlich und unverhofft in die Panik-Zone katapultiert zu werden.
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Verfasst / Aktualisiert am:
12.08.2025
Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns