Lohnt sich ein Umzug?

Wer eine neue berufliche Herausforderung sucht, steht nicht selten auch vor der Frage, ob sich ein Umzug für einen neuen Job lohnt.

Vielleicht hast du dir diese Frage auch schon einmal gestellt und erinnerst dich selber noch gut daran, ob dir die Entscheidung leicht gefallen ist oder eben nicht. Mir begegnet dieses Thema im Rahmen meiner Beratungen immer wieder und in diesem Blogartikel fasse ich meine bisherigen Erfahrungen zusammen.

Irgendwie liegt es auf der Hand, sich eine Pro- und Contra-Liste zu machen, um die Entscheidung zu erleichtern:

  • Was könnte für einen Umzug sprechen, was dagegen?
  • Was kannst du gewinnen und was gibst du mit einem Umzug auch auf?
  • Hast du auch an alle Aspekte gedacht?

 

Der Beitrag streift viele Aspekte, die mit einem Umzug verbunden sein können und hilft dir sicher, über eine Menge Fragen nachzudenken.

Aus meiner Sicht gibt es zunächst einmal Menschen, die sehr gerne Neues in ihr Leben lassen oder das sogar brauchen, um langfristig glücklich und zufrieden zu sein. Während es auf der anderen Seite Menschen gibt, die sich mit Veränderungen generell schwerer tun und denen eine gewohnte Umgebung guttut. Wo würdest du dich selber einordnen?

In vielen Fällen bedeutet ein neuer Job für meine Kund:innen eine Verbesserung gegenüber ihrer bisherigen beruflichen Situation. Was das konkret ist, kann sehr unterschiedlich sein. Mal ist es ein Schritt auf der Karriereleiter, eine interessantere Aufgabe, mehr Verantwortung, mehr Verdienst. Ein anderes Mal ist es ein Branchenwechsel, eine andere Unternehmenskultur oder ein besser passendes Team. Das sind sicherlich alles erstmal Vorteile, für die sich ein Umzug lohnen kann.

Wenn du bei einem Umzug keinen dieser Vorteile für dich realisieren kannst, fällt die Entscheidung in der Regel sehr leicht – und der Umzug, damit aber auch der Jobwechsel, findet einfach nicht statt.

Aber auch wenn der neue Job viele Vorteile bringt, gibt es eine Menge anderer Aspekte, die mit in die Rechnung einkalkuliert werden sollten.

Zunächst einmal macht ein Umzug viel Arbeit und kostet Geld. Und damit sind nicht nur die direkten Kosten eines Umzugs gemeint, also zum Beispiel das Umzugsunternehmen.

Am neuen Arbeitsort muss eine neue Bleibe gefunden werden. Egal ob Miete oder Kauf, wenn es schnell gehen muss, kommst du in vielen Regionen nicht um einen Makler drumherum; der kostet auch. Darüber hinaus spielt das bisherige Miet- oder Kaufpreisniveau für eine Wohnung oder ein Haus im Vergleich zu den Preisen am neuen Standort eine Rolle. Deutlich höhere Preise am neuen Standort können ein höheres Gehalt auch schnell wieder relativieren.

Grundsätzlich sind nach meiner Erfahrung Mieter etwas im Vorteil, da sich ein Mietvertrag in der Regel leichter und schneller beenden lässt. Für den Verkauf einer Wohnung oder eines Hauses ist meist mehr Zeit einzuplanen. Je nachdem, wie sich das zeitlich gestaltet, musst du eine Weile doppelt zahlen, bzw. dein Kapital steckt noch gebunden in der alten Immobilie, die neue muss aber auch schon finanziert werden.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die allgemeine Lebensqualität am Wohn- und Arbeitsort. Ich habe schon Fälle erlebt, in denen Kund:innen alleine wegen der Lebensqualität umgezogen sind und der neue Job eher Mittel zum Zweck war. Allerdings spielt in meiner Praxis der Job eher selten die Nebenrolle.

Verbessert sich die allgemeine Lebensqualität bei einem Umzug wegen Jobwechsel oder bleibt sie zumindest vergleichbar, ist das eigentlich kein großes Thema. Problematisch wird es, wenn die Lebensqualität sich verschlechtert. Dann muss der Job schon deutliche Vorteile bieten, um das wieder auszugleichen. Was allgemeine Lebensqualität für jeden individuell bedeutet, ist nach meiner Erfahrung sehr stark von der persönlichen Lebenssituation und den eigenen Vorlieben abhängig.

Für den einen sind Freizeitangebote wichtig, mal ist es die Nähe zu Bergen, mal die Nähe zum Meer. Andere bevorzugen kulturelle Angebote wie Theater, Museen oder Konzerthallen. Was ist es für dich?

Besonderen Einfluss haben hier aus meiner Sicht die Faktoren Familie und Kinder.

Ein Umzug mit Familie ist eine ganz andere Entscheidung als ohne. Es macht schon einen großen Unterschied, ob du alleine bist oder eine Partnerin bzw. einen Partner hast. Zieht ihr gemeinsam um, braucht ihr in der Regel auch beide einen neuen Job. Wenn du einen passenden gefunden hast, bedeutet das leider nicht immer, dass sich auch für den Partner oder die Partnerin eine beruflich bessere Alternative am neuen Ort finden lässt. Das kann die Rechnung unterm Strich deutlich verändert und ihr müsst gemeinsam abwägen, ob dein neuer Job den gemeinsamen Umzug wert ist.

Kinder erhöhen den Komplexitätsgrad der Entscheidungsfindung aus meiner Sicht noch einmal deutlich. Neben Wohnraum und Job für Partner oder Partnerin braucht es Kindergartenplätze oder passende Schulen im Umfeld. Und unser föderales System kann den Schulwechsel schwierig machen. In manchen Bundesländern gibt es zum Beispiel sechs statt vier Jahre Grundschule; manche beginnen auf der weiterführenden Schule mit Englisch, andere mit Französisch. Je nachdem in welchem Alter und damit in welcher Jahrgangsstufe die Kinder sind, kann es herausfordern werden, das passende Schulangebot zu finden.

Neben der Lebensqualität gibt es aus meiner Sicht einen weiteren Faktor, der nicht mit Geld zu bewerten ist und der leicht übersehen wird. Die meisten Menschen haben an ihrem Wohn- und Arbeitsort ein soziales Netzwerk aufgebaut. Umso länger ich irgendwo wohne, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Netzwerk vorhanden ist.
Das kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Von Eltern und Großeltern über Freunde, bis hin zu Vereinsmitgliedschaften und Ehrenämtern. Dieses soziale Netzwerk zieht nicht mit um.

Selbstverständlich kannst du dir am neuen Wohnort ein neues Netzwerk aufbauen. Aber das dauert seine Zeit und erfordert auch eine Menge Energie.

Freundschaften lassen sich auch über Entfernungen aufrechterhalten, in der Regel verändern Entfernung und fehlender Face-to-Face Kontakt eine Freundschaft mit der Zeit trotzdem.

Auch hier spielen Kinder wieder eine besondere Rolle. Insbesondere, wenn zum Beispiel Eltern oder Großeltern bei der Betreuung von Kindern bisher eine Rolle übernehmen und dieser Umstand durch den Umzug wegfällt. Darüber hinaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kinder auf der einen Seite ein Katalysator für neue Kontakte sein können. Am neuen Wohnort lernt man schnell andere Eltern über Kindergarten und Schule kennen. Das erleichtert das Knüpfen neuer Kontakte und aus manchen werden vielleicht neue Freunde. Auf der anderen Seite sind Freundschaften für Kinder je nach Lebensphase von besonderer Bedeutung und Freunde zurücklassen zu müssen, kann zu ernsthaften Problemen führen.

Auch der Wegfall von regelmäßigem Kontakt zu Großeltern oder anderen Familienangehörigen kann für Heranwachsende eine große Belastung bis hin zu einer existenziellen Krise bedeuten.

Alle diese Aspekte können sehr unterschiedlich bewertet werden. Zum Teil hängt das von eigenen Vorstellungen und Vorlieben ab. Zum Teil aber eben auch vom Alter und der individuellen Lebenssituation. Als junger, ungebundener Mensch fällt ein Umzug in eine andere Stadt in der Regel leichter als während der Rushhour des Lebens mit Kind und Kegel. Später wiederum, wenn die Kinder vielleicht aus dem Haus sind, kann es wieder leichter werden. Doch meist haben wir uns dann in unserem Leben so häuslich niedergelassen, dass wir die Vorteile eines gewohnten Umfeldes nicht so leicht aufgeben wollen. Klar, das ist jetzt sehr stereotyp gedacht. Trotzdem hilft es, die Lage anschaulich zu skizzieren.

Ein Faktor, der die Bewertung noch einmal drastisch verändern kann, ist ein Jobverlust. Gibt es am alten Wohnort schlichtweg keine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit, werden viele Aspekte, die als klarer Nachteil wahrgenommen werden, vielleicht trotzdem in Kauf zu nehmen sein.

Abschließend werfen wir noch einen Blick auf die Alternative – Pendeln!
Wer nicht umziehen will, oder wer nicht die gesamte Familie an einen neuen Wohnort verlagern möchte, der pendelt vielleicht. Je nach Entfernung kommt dabei zum Beispiel tägliches Pendeln infrage oder aber wochenweise. Egal wie, zu pendeln bedeutet ebenfalls einen erheblichen Einsatz von Ressourcen in Kauf zu nehmen. Beim täglichen Pendeln ist es in der Regel neben dem finanziellen Aufwand vor allem ein Aufwand an Zeit, den du im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringst. Beim wöchentlichen Pendeln wird zwar in der Regel weniger Zeit für die Pendelei an sich aufgebracht, hinzu kommt aber die Trennung vom gewohnten Umfeld und ganz besonders der Familie. Auch hier gilt es, ganz individuell die eigenen Grenzen und Möglichkeiten auszuloten.

Wenn du bis hier gelesen hast, hast du aus meiner Sicht einen breiten Überblick über die häufigsten und wichtigsten Aspekte erhalten, die bei der Frage, ob sich ein Umzug für den Job lohnt, zu berücksichtigen sind. Wenn du selber vor der Frage stehst, hoffe ich, dass dir diese Zusammenfassung meiner Erfahrungen gut weiterhilft.

Und wenn du einen Sparringspartner suchst, teile deine Situation gerne mit mir.
Buch dir hier einen Termin für ein kostenloses Telefonat mit mir.
Gemeinsam finden wir heraus, wie du deine Ziele erreichen kannst.

Kommentiere gerne und ergänze deine Sichtweise und Aspekte, die dir vielleicht noch fehlen.

 

Verfasst / Aktualisiert am:
18.11.2025

 

Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns

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