In einem Workshop zum Thema Bewerbung unter KI-Bedingungen fragte mich eine Teilnehmerin kürzlich, wie ich über mit KI erstellte Bewerbungsfotos denke, ob das zulässig ist oder nicht.
Im Grunde eine einfache Frage, die aber so viele spannende Facetten hat, dass ich in diesem Blogbeitrag detaillierter darauf eingehe.
Du erfährst hier im Blog alles, was du rund um das Bewerbungsfoto im Lebenslauf wissen solltest. Und damit du meine Einschätzung zu mit KI erstellten Bewerbungsfotos besser einordnen kannst, vorab einige generelle Anmerkungen zum Bewerbungsfoto. Legen wir los.
Muss ich ein Bewerbungsfoto in meinem Lebenslauf haben?
Hier gibt es eine klare Antwort: Nein, du musst deinem Lebenslauf und deiner Bewerbung nicht zwingend ein Foto beifügen. Aber du darfst, wenn du möchtest. Und du solltest vielleicht darüber nachdenken. Warum, das erkläre ich dir im Folgenden.
Darf ein Unternehmen ein Bewerbungsfoto verlangen?
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und insofern lässt ein Bild auch ein paar Dinge erkennen, die zwar auf den ersten Blick für viele unkritisch erscheinen, dennoch aber eine Rolle spielen können. Stichwort: Diskriminierung.
In der Regel erkenne ich auf einem Foto, ob ich mit einem Mann oder einer Frau zu tun habe. Auch das ungefähre Alter der Person kann ich erkennen. Manche Fotos sagen auch etwas über deine Herkunft aus. Das alles sind Merkmale, die zu einer Benachteiligung im Bewerbungsprozess führen können, auch wenn das nicht sein darf.
Mit der Einführung des Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sollen Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindert oder beseitigt werden.
Daher dürfen heute Unternehmen in der Regel nicht auf einem Bewerbungsfoto bestehen; auch wenn das so ausdrücklich gar nicht im Gesetz steht, ist es allgemein anerkannte Haltung.
Soll ich ein Bewerbungsfoto beifügen?
Das wiederum ist eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage. Hier zeigen sich aus meiner Sicht auch die Widersprüche am deutlichsten.
Wir haben gerade gesehen, dass Unternehmen im Grunde keine Bewerbungsbilder verlangen dürfen, da diese Merkmale erkennen lassen können, die zu einer Benachteiligung führen könnten. Aber wer sagt dir, dass deine Bewerbung nicht alleine deswegen benachteiligt wird, weil du kein Bewerbungsfoto beigefügt hast? Auch wenn Unternehmen keine Bewerbungsfotos verlangen dürfen, erwarten viele der handelnden Personen immer noch ein Bewerbungsbild.
Darüber hinaus begegnet man sich im Bewerbungsgespräch ja dann doch auch visuell. Selbst dann wenn dieses zunächst online als Video-Interview stattfindet. Alles was auf dem Foto schon sichtbar gewesen wäre und ggf. zu einer Benachteiligung geführt haben könnte, wird spätestens jetzt offensichtlich. Schade um deine wertvolle Zeit, wenn man dir dann doch absagt.
Wenn man dir absagt, wird man dir sicher nicht sagen, dass es an deinem Geschlecht, deinem Aussehen, deiner Frisur etc. lag, sondern einen anderen unverfänglichen Grund nennen.
Um es auf den Punkt zu bringen: wenn ein Unternehmen dich aufgrund irgendwelcher Gründe nicht einstellen möchte, wirst du dagegen zunächst nicht viel unternehmen können, selbst wenn es eine verbotene Benachteiligung ist.
Das sieht etwas anders aus, wenn es ganz offensichtliche Indizien gibt, die eine Benachteiligung aus verbotenen Gründen vermuten lassen. Allerdings sind nur wenige Unternehmen so aufgestellt, dass sie einen Gesetzesverstoß offen kommunizieren.
Ein anderer wichtiger Aspekt – ein gutes Bewerbungsfoto zeigt dich von deiner besten Seite, sympathisch, offen und freundlich.
Mit einem guten Bild kannst du sehr schnell ein paar Sympathiepunkte einsammeln, die am Ende in Verbindung mit anderen Faktoren vielleicht zur Einladung führen. Kein Bewerbungsfoto beizufügen verspielt also die Chance auf diesen berühmten ersten Eindruck.
Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass es so nicht laufen sollte, dass andere Faktoren ausschlaggebend sein sollten, dass deine äußere Erscheinung nicht ausschlaggebend sein sollte. Aber die Welt ist leider nicht so perfekt wie wir sie gerne hätten und so lange es die Möglichkeit gibt, ein Foto einzureichen und so lange es Bewerbende gibt, die es auch tun, kann es auch ein Nachteil sein, es nicht zu tun.
Und selbst die bestgeschulten Mitarbeitenden der Personalabteilung sind sich zwar all der möglichen Bewertungsfehler bewusst, aber sie sind trotzdem nicht davor gefeit, dennoch in die Falle zu tappen und jemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Jede Bewertung einer Bewerbung durch einen Menschen ist ein subjektiver Vorgang und das wird sich auch niemals ändern.
In Summe ist daher meine Empfehlung, ein gutes Bewerbungsfoto beizufügen. Es sein denn, es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Bewerbungsbilder nicht gewünscht werden.
kleiner Exkurs …
Auch dein Geburtsdatum, deinen Familienstand etc. musst du heute im Rahmen einer Bewerbung vielfach nicht mehr angeben. Auch das sind Merkmale, die geeignet wären, Bewerbende zu benachteiligen. Achte einmal bei Online-Bewerbungsformularen darauf, welche Felder als Pflichtfeld gekennzeichnet sind und welche nicht. Und wenn das Foto ein Pflichtfeld ist, dann denk dir deinen Teil. Aber zurück zum Thema …
Wie soll ein Bewerbungsbild aussehen?
Damit ein Bewerbungsfoto deine Chancen auf eine Einladung erhöht, lass das Foto von einem Profi machen. Schnelle Schnappschüsse mit dem Mobiltelefon oder aus dem Automaten um die Ecke sind qualitativ meist ungeeignet. Achte darauf, dass du vor einem neutralen, ruhigen Hintergrund fotografiert wirst. Nimm eine neutrale Pose ein und zeig dein freundliches, verbindliches Lächeln. Das Bild soll dich scharf abbilden und deine Kleidung soll dem Job und dem Unternehmen entsprechen. Sie sollte nicht zu auffällig sein. Du musst aber auch nicht als graue Maus rüberkommen. Für die allermeisten Bewerbungssituationen ist das meine passende Empfehlung.
Eine Ausnahme stellen Berufe dar, die eine typische Arbeitskleidung haben. Als Bäcker, Schreiner, Tischler, Zimmermann oder Dachdecker darfst du dich zum Beispiel sehr gerne in deiner berufstypischen Kluft ablichten lassen. Ich empfehle das sogar, da es deine Identifikation mit dem Beruf unterstreicht. Auch wenn heute am Arbeitsplatz oft nicht mehr unbedingt die typische Kluft getragen wird.
Auch bei einer Bewerbung als Fitnesstrainerin oder Fitnesstrainer wirst du dich wahrscheinlich eher in Sportkleidung präsentieren und das ist in diesem Kontext auch absolut stimmig.
Wohin mit dem Bewerbungsfoto?
Du hast dich dafür entschieden, ein Bewerbungsbild beizufügen und überlegst, wo in der Bewerbung der beste Platz dafür ist. Hier kommt es ein bisschen auf die Art der Bewerbungsunterlagen und die Gesamtgestaltung an.
Möchtest du das Bild in deinen maschinenlesbaren Lebenslauf integrieren, füge es auf der ersten Seite deines Lebenslaufs oben rechts in das Dokument ein. Mehr über den maschinenlesbaren Lebenslauf liest du in meinem Blogbeitrag zu dem Thema, den du hier und diesem Link findest.
Reichst du deine Bewerbungsunterlagen in Papierform ein, was insbesondere bei kleineren Unternehmen immer noch vorkommen kann, hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du versiehst deine Bewerbungsunterlagen mit einem Deckblatt und positionierst das Bild mittig im oberen Drittel des Deckblattes. Oder du bringst das Bild ebenfalls im Lebenslauf unter, dann positionierst du es – wie auch beim maschinenlesbaren Lebenslauf – oben rechts auf der ersten Seite des Lebenslaufs.
Soll ich das Bild digital in meine Dokumente integrieren oder ein Foto aufkleben?
Aus meiner Sicht ist das eine Geschmacksfrage sowie eine der Technik. Wenn du dich online bewirbst, dann bleibt nur die Integration in die Dokumente. Das ist heute mit guten digitalen Bildern auch keine große Sache mehr. Achte allerdings darauf, Bilddateien ggf. zu komprimieren, damit die Datei mit deinem Lebenslauf am Ende nicht zu groß wird.
Aus meiner Sicht solltest du das Bild auch dann in deine Dokumente digital integrieren, wenn du deine Bewerbung in Papierform einreichst. Das wirkt sauberer und professioneller sowie zeitgemäßer als ein aufgeklebtes Bild. Achte auf eine gute Druckqualität und nicht verschmierte Ausdrucke auf wertigem Papier.
Es gibt aber auch nach wie vor hin und wieder die Empfehlung, einen hochwertigen Fotoabzug aufzukleben. Das Argument, dass dieser Aufwand eine Form der Wertschätzung und damit Wertigkeit der Bewerbung zum Ausdruck bringt, wirkt auf mich jedoch etwas aus der Zeit gefallen.
Wie groß soll das Bewerbungsfoto sein?
Integrierst du das Bewerbungsbild in deinen Lebenslauf ist eine Breite von 4 cm und eine Höhe von 6 cm die gängige Größe und daran würde ich mich orientieren. Ein bisschen größer passt manchmal besser zum Gesamteindruck der Unterlage und ist unkritisch, so lange du beim üblichen rechteckigen Format bleibst. Quadratische Bilder, wie sie das Mobiltelefon gerne anbietet, sind eher unüblich.
Nutzt du bei deinen Bewerbungsunterlagen ein Deckblatt, darf das Bewerbungsfoto auch ein bisschen größer sein. Hier sind 6 x 9 cm eine gängige Größe.
Wichtig ist, dass du gute digitale Fotos nutzt, damit diese auch bei einer größeren Skalierung noch sauber und scharf dargestellt werden.
Was ist nun mit KI-Bildern?
Heute existieren verschiedene gute KI-Tools, mit denen sich qualitativ ansprechende Bilder erzeugen lassen. Da liegt es nah, ein vorhandenes Foto zu nehmen und dieses durch KI für den Zweck der Bewerbung anzupassen. Es geht schnell und kostet weniger als ein professionelles Bewerbungsfoto vom Fotografen.
Allerdings sieht man – zumindest heute noch – vielen Bildern an, die mit Hilfe von KI erzeugt wurden, dass sie mit KI erzeugt wurden. Und genau hier liegt eine Gefahr. Noch gibt es viele Menschen, die es als eine Art Täuschung empfinden und argwöhnisch werden, wenn sie KI wittern. Dein in guter Absicht erzeugtes, perfektes Bewerbungsfoto bewirkt unter Umständen dann genau das Gegenteil deiner beabsichtigten Wirkung. Ich habe schon mal mit einer Führungskraft diskutiert, die eine Bewerbung nur deswegen auf den Absagestapel legen wollte, weil sie das Bild für unecht hielt – alles andere passte hervorragend.
Ein weiterer Aspekt aus meiner Sicht ist das Thema Datenschutz und Persönlichkeitsrecht. Lies dir die Nutzungsbedingungen der KI-Tools sorgfältig durch, mit denen du arbeiten möchtest. In den meisten Fällen räumst du mit dem Hochladen von Daten, also auch indem du ein Bild von dir hochlädst, dem Betreiber des KI-Tools sehr weitreichende Nutzungsrechte an deinem Bild ein. Es besteht ein Risiko, dass dein Foto dann auch in ganz anderen Kontexten auftaucht, die du vielleicht nicht willst und die du auch nicht mehr kontrollieren kannst. Vielleicht macht eine Eis-Marke demnächst Werbung mit deinem Gesicht. Und Eis ist da bestimmt noch ein weniger karrierefeindlicher Kontext als andere Themen. Und ist das Bild erst einmal in der KI, bekommst du es nicht mehr da raus.
Sei vorsichtig mit Bildern, die du nicht selber erstellt hast. Manche kommen auf die Idee, ein vorhandenes Bild vom Fotografen zu nutzen. Die KI macht schnell einen anderen Hintergrund rein, die Kleidung wird vielleicht modernisiert und fertig ist das frische Bild.
Doch darfst du das Bild vom Fotografen eigentlich so nutzen? Du bist nicht Urheber:in des Bildes und insofern hast du nur bestimmte Rechte erworben, als du beim Fotografen warst. Erkundige dich bei deinem Fotografen, welche Nutzungsrechte konkret mit dem Bild an dich übergegangen sind. Bei den meisten KI-Tools sicherst du durch Anerkennung der Nutzungsbedingungen zu, nur solche Materialien zu nutzen, bei denen du auch die entsprechenden Nutzungsrechte besitzt. Kommt es zum Streit, haftest du unter Umständen.
Auch nicht ganz unwichtig ist die Frage, für welche Zwecke du die mit KI erzeugten Bilder eigentlich nutzen darfst. Aussagen dazu findest du ebenfalls in den Nutzungsbedingungen des KI-Tools deiner Wahl. Die gute Nachricht: die Betreiber räumen dir hier überwiegend sehr weit reichende Nutzungsrechte ein, zumindest wenn du als Privatperson das Tool nutzt. Im Zweifel solltest du aber auch das nachlesen, bevor du mit von KI erzeugten Inhalten weiterarbeitest.
Fazit
In Summe komme ich unter dem Strich dazu, dir KI-Bilder im Bewerbungsprozess nicht empfehlen zu können. Zumindest noch nicht. Die Zeit erscheint mir noch nicht reif dafür. Klar, auf der einen Seite gibt es Vorteile wie Preis und schnelle Verfügbarkeit von Varianten. Aber auf der anderen Seite eben auch nicht unerhebliche Risiken. Und es wäre doch sehr schade, wenn du trotz guter Passung zum Jobprofil und gut gestalteter Bewerbungsunterlagen nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen wirst, weil du ein paar Euro für ein gutes, professionell gestaltetes Bewerbungsfoto sparen wolltest. Das wäre aus meiner Sicht am falschen Ende gespart.
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Verfasst / Aktualisiert am:
04.11.2025
Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns