Wie überzeuge ich im Bewerbungsgespräch?
Dieser Frage widme ich mich im heutigen Blogbeitrag.
Nach meiner Erfahrung erleben die meisten Menschen eine Bewerbungssituation als eine gewisse Art von Stresssituation. Viele haben sich lange nicht mehr beworben, es fehlt an Erfahrung, Übung und Gewöhnung. Ein Bewerbungsgespräch ist für die meisten irgendwo außerhalb der Komfortzone. Mache haben aber auch richtig gehend Panik. Das hängt vielfach damit zusammen, dass es um existenzielle Themen wie die wirtschaftliche Zukunft geht. Darüber hinaus erlebe ich viele Menschen als eher unerfahren, wenn es um Selbstmarketing geht. Ich höre immer wieder, dass meine Kund:innen gar nicht so gerne über sich selbst, ihre Fähigkeiten, Stärken und Erfolge sprechen.
Aber genau darum geht es in einem Bewerbungsgespräch, was im Grunde nichts anderes als ein Verkaufsgespräch auf anderer Ebene ist. Ich muss mich als Person mit meinen Erfahrungen, meinen Fähigkeiten und meiner Persönlichkeit möglichst gut verkaufen. Wobei das in meinen Augen auch bedeutet, unbedingt authentisch zu bleiben.
Eine gute Methode, das zu erreichen ist die STAR Methode. Du kannst dich mit ihrer Hilfe auf Bewerbungsgespräche vorbereiten und diese auch direkt im Bewerbungsgespräch einsetzen.
Was ist die STAR Methode?
STAR steht für Situation, Target, Action, Result.
Diese vier Schritte geben dir einen methodischen Rahmen, dich gut zu präsentieren. Und sie helfen dir, Fragen im Bewerbungsgespräch gekonnt zu beantworten. Wie das konkret funktioniert, liest du hier anhand eines Beispiels.
Nehmen wir an, du bist im Vertrieb tätig und bewirbst dich auf eine entsprechende Rolle. Deine Gesprächspartner:innen wollen erfahren, wie du deine Rolle als Verkäufer:in lebst und dir wird folgende Frage gestellt:
„Was war ihr größter vertrieblicher Erfolg in den letzten 12 Monaten?“
Wenn du deine Antwort entlang der STAR Methode strukturierst, wirst du mit ziemlicher Sicherheit auf alle relevanten Punkte eingehen und eine passende Antwort geben können.
Situation
Hier geht es zunächst darum, zum Einstiegt in die Antwort die Ausgangslage deiner Situation möglichst präzise, für einen Dritten, Außenstehenden gut verständlich darzustellen.
Das könnte zum Beispiel so aussehen: In meiner letzten Rolle als Verkäufer war ich für die Akquise von Kunden für das Produkt „Mobilfunkvertrag Delta“ verantwortlich. Das Produkt war neu im Portfolio unseres Unternehmens und richtet sich an Kunden mit einem monatlichen Bedarf von mehr als 50 Gigabyte Datenvolumen.
Target
Im nächsten Schritt geht es darum, deinen Zuhörerenden verständlich zu vermitteln, was genau dein Ziel in der konkreten Situation war. Das könnte sich zum Beispiel so anhören: Mein Ziel war es, innerhalb von drei Monaten 5.000 Kunden für dieses neue Produkt zu gewinnen und damit die/der beste Verkäufer:in im Team zu sein. Ich wusste, 5.000 Verträge in drei Monaten hatte noch niemand geschafft.
Action
Nun beschreibst du, was du konkret getan hast, um dieses Ziel zu erreichen. Das hört sich dann vielleicht so an: Als erstes habe ich mir eine Liste aller Bestandskunden besorgt, die in den vergangenen drei Monaten immer mehr Datenvolumen verbraucht haben, als ihr Vertrag inkludierte. Da die Zahl der Kunden sehr groß war, habe ich mich dann zunächst auf die Kunden konzentriert, die in ihrem Vertrag bereits 25 Gigabyte Datenvolumen hatten und dieses voll ausgeschöpft haben. Diese Kunden habe ich dann auf unterschiedlichen Wegen, zum Beispiel per Telefon, per Mail kontaktiert und ihnen erzählt, dass es ein neues Produkt mit mehr inklusivem Datenvolumen gibt. …
Die Beschreibung deiner Aktivitäten sollte dabei so kurz wie möglich sein und gleichzeitig so ausführlich wie nötig, damit deine Zuhörenden verstehen und nachvollziehen können, was du unternommen hast.
Result
Zum Abschluss schilderst du, was du auf diesem Weg erreicht hast. Vielleicht in etwa so: So schaffte ich es tatsächlich mit 5.327 Verträgen nach drei Monaten mein selbstgestecktes Ziel zu erreichen und Beste:r im Team zu werden. Das war ein großartiger Moment und ich hab mich sehr darüber gefreut, zumal es zwischendurch auch mal so aussah, dass ich es vielleicht nicht schaffen werde.
Du siehst, in vier recht einfachen und übersichtlichen Schritten kannst du so eine Antwort geben, die deinen Gesprächspertner:innen einen guten Eindruck von dir vermittelt und ihnen hilft, dein Wissen, deine Fähigkeiten und deine Arbeitsweise kennen zu lernen und zu bewerten
Es erfordert meist ein bisschen Übung, um diese Methode im Gespräch auch spontan anwenden zu können. Daher empfehle ich dir, das im Vorfeld zu trainieren. Dieses Training ist eine sehr gute Vorbereitung für Gespräche und deine erarbeiteten Beispiele können von dir auch als Basis für Bewerbungsschreiben genutzt werden.
Wie übe ich die STAR Methode?
Die erste Möglichkeit besteht darin, sich ein Blatt Papier und einen Stift zu nehmen. Überlege dir zu den wichtigsten Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Erlebnissen und Herausforderungen in deinem Berufsleben, in welcher konkreten Situation du dich befunden hast. Frage dich, wann habe ich mich so richtig über Erfolge gefreut, was war mal richtig schwierig, was hat mir wirklich Freude gemacht. Schreibe diese Situationen auf. Für den Anfang darf es auch sehr ausführlich, in Stichworten und ein bisschen unstrukturiert sein. Feiner ausformulieren kannst du es später immer noch. Zunächst geht es darum, möglichst viel Material zu sammeln.
Im nächsten Schritt ergänzt du zu jeder Situation das angestrebte Ziel. Schön sind immer selbstgesteckte Ziele. Häufig aber ist auch vollkommen real, dass dir von außen ein Ziel vorgegeben wurde. Für die Anwendung der Methode ist das nicht wichtig. Beschreibe das Ziel möglichst konkret und nachvollziehbar. Hier kann dir die SMART Formel helfen. Mehr darüber findest du hier in den FAQ.
Wenn du die Ziele gut und umfassend beschrieben hast, kommt der wichtige Teil der Action – was hast du unternommen, um das Ziel zu erreichen. Hier beschreibst du, wie du von A (Situation) nach B (Ziel) gekommen bist.
Und zum Schluss schreib auf, was du wirklich erreicht hast und ergänze das um deine persönliche Bewertung. So entsteht eine Tabelle mit Beispielen, die sich an der STAR-Methode orientiert.
Die zweite Möglichkeit, die Umsetzung der STAR Methode zu üben, ist mit einem erfahrenen Interviewer. Jemand der die Methode kennt und dir die richtigen Fragen stellt, damit du die Antworten entlang der Methode entwickeln kannst.
Was sollte ich noch beachten?
Zunächst berücksichtige, wer dir zuhört. Es macht einen Unterschied, ob du mit einer Fachperson sprichst, einer potentiellen Führungsperson, jemand aus dem Personalbereich oder vielleicht mit jemandem von einer Personalberatungsfirma. Überlege immer, kann ich davon ausgehen, dass die Personen im Raum mich auf einer fachlichen Ebene inhaltlich verstehen.
Deswegen verwende Fachsprache dosiert, in Abhängigkeit von deinen Zuhörern. Verfalle nicht in Fachchinesisch und benutze Abkürzungen nur dann, wenn diese allgemeinverständlich sind. Denke daran, dass die Fachsprache deiner alten Firma nicht unbedingt außerhalb deiner Firma verstanden wird. Erkläre ggf. Begriffe, Produktnamen etc. die du verwenden musst, aber Außensteheden nicht geläufig sein müssen. Achte auf die Mimik deiner Zuhörenden, manchmal siehst du in ihren Gesichtern, dass du etwas nochmal erläutern solltest.
Konzentriere dich auf das Wesentliche, um Situation, Ziel, Aktivitäten und Ergebnisse zu beschreiben, damit deine Antwort nicht zu lang ausfällt und gleichzeitig auf den Punkt kommt. Das ist je nach Komplexität des Themas manchmal sehr herausfordernd.
Und vor allem bleibe bei dir. Das heißt, beschreibe was du erlebt und tatsächlich unternommen hast. Vermeide das generische „man“ und auch mit „wir“ darfst du sparsam umgehen. Deine Gesprächspartner:innen wollen dich kennen lernen. Da ist es besser, zu sagen, was du getan hast und nicht von wir zu sprechen. Dabei ist auch klar, dass heute viele Aufgaben nur im Team gelöst werden, es also auch um einen gemeinsamen Erfolg geht, den „wir“ erreicht haben. Achte darauf, hier deinen Anteil klar zu kommunizieren.
Und bleibe bei deinen Beschreibungen du selbst, bleibe authentisch. Es gibt Menschen, die sagen, dass nirgendwo so viel geschwindelt wird, wie in Bewerbungsgesprächen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gute und geschulte Interviewer:innen merken, wenn zu dick aufgetragen wird und durch ein paar geschickte Nachfragen schnell entlarven, was wirklich war.
Die Krönung – STAR+L
Stell dir vor in obigem Beispiel wärest du nicht erfolgreich gewesen. Du hättest dein selbstgestecktes Ziel von 5.000 Verträgen nicht erreicht. Oder alternativ, du hast zwar die 5.000 Verträge geschafft, aber jemand anders war noch besser und hat mit mehr Verträgen als beste:r Verkäufer:in das Rennen gemacht.
Auch eine solche Situation ist prima geeignet, sich kompetent und souverän darzustellen. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so wirkt. Du erreichst das mit einer kleinen Erweiterung der STAR Methode, indem du ein L für Learnings anhängst, daher +L.
Wer aus Misserfolgen lernt und das auch noch offen und klar kommuniziert, zeigt Reflektions- und Lernfähigkeit. Zwei sehr wichtige Eigenschaften, die uns beim Lebenslangen Lernen sehr gut unterstützen.
In der Praxis könnte das dann so aussehen:
- Tatsächlich habe ich mein Ziel von 5.000 Verträgen erst nach knapp vier Monaten erreicht. Auch wenn ich mein eigentliches Ziel verfehlt hatte, war ich mit 4.898 Verträgen am Ende des dritten Monats knapp dran und trotzdem Beste:r im Team. So habe ich einen wesentlichen Beitrag zum Teamerfolg leisten können, was mich auch total stolz gemacht hat. Zwischendurch sah es lange so aus, als würde ich das Ziel deutlich verfehlen. Diese Situation hat mich gelehrt, nie aufzugeben und mir immer wieder Neues einfallen zu lassen, damit ich am Ende mein Ziel doch noch erreiche.
- So schaffte ich es tatsächlich mit 5.327 Verträgen nach drei Monaten mein selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Das war ein großartiger Moment und ich hab mich sehr darüber gefreut, zumal es zwischendurch auch mal so aussah, dass ich es vielleicht nicht schaffen werde. Allerdings war Kolleg:in Müller mit 5.360 Verträgen noch etwas besser als ich, so dass ich mein Ziel, Team-Beste:r zu werden, knapp verfehlt habe. Beim nächsten Mal würde ich daher stärker darauf achten, was meine Wettbewerber:innen machen und sehen, was ich von ihnen lernen kann, um noch besser zu werden.
Diese Antworten werden sicherlich unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Das liegt in der Natur der Sache. Dennoch bietet die +L Variante dir eine Chance, deine Lernfähigkeit zu zeigen und deutlich zu machen, wie du mit Fehlschlägen umgehst.
Fazit
Die Beispiele zeigen dir, wie du mit Hilfe der STAR bzw. STAR+L Methode im Bewerbungsgespräch klar und präzise kommunizieren kannst, was dich als Person ausmacht, was du kannst und wie die arbeitest. Am besten du probierst es direkt mal selbst und machst dich an die beschriebene Übung.
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Gemeinsam finden wir heraus, wie du deine Ziele erreichen kannst.
Verfasst / Aktualisiert am:
07.10.2025
Bildnachweis:
Erstellt mit ChatGPT by Christian Brackelmanns